Page 56 - schau-rein 2019-03
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Werner, der letzte Harlekin -
Werner WeF Sandhacker - ein Tausendsassa in Sachen Kunst und Kultur.
Der ehemalige Landeshauptmann Erwin Pröll, bei dem Sandhacker auch mit sei- nen Ideen vorstellig war, winkte lächelnd ab. „Bin beim Warten draufgekommen, dass ich eigentlich nur Visionen, keine
Der St. Pöltner Werner „WeF” Sandhacker ist Musiker, Maler, Filmer, Geschichtenerzähler, Stadtführer, Nachtwächter, Visionär, Narr und der letzte Harlekin, Trommler, Tänzer, Schauspieler und vieles mehr. Manche würden sagen, „ein rennaisancehaftes Universalgenie”, er selbst nennt sich lieber „professioneller Dilettant”.
 Unzählige Visionen spukten schon je her in Sandhackers Kopf herum. Von der „Copa Wagrama”, einem Konzept, bei dem die Traisen zu einem für Kanus bis zu den Viehofner Seen befahrbares Erholungsgelände mit Grillplätzen, Ru- derbooten, alten Frachtern als Bars und Lokalen, werden soll - mit einer Vergnü- gungsmeile a la Wiener Donaukanal, bis zur Promenade als Einbahn geführter Umrahmung der autofreien Innenstadt. Auf den ersten Blick vielleicht etwas verrückt, aber bei genauem Hinsehen offenbart sich in Sandhackers „Hirnge- spinsten”, wie er selbst sagt, einiges an Denkbarem - vielleicht auch in Richtung Kulturhauptstadt 2024.
Denn, wer hätte in Wien vor einigen Jahrzehnten gedacht, bei einem Drink
im Liegestuhl am Donaukanal zu sitzen? Freigeister wie den „letzten Harlekin” braucht es in einer Zeit, in der die kal- kulierte Glattheit nicht nur in der Politik sondern auch in Teilen der Kultur Einzug gehalten hat. Bedenkt man, dass St. Pöl- ten immer mehr Bevölkerungszuwachs bekommt und sieht, wie im Sommer die Seen mit ihren Badewiesen übervoll sind, der kann dieser Idee auch etwas ab- gewinnen.
Seine Visionen dem
Landeshauptmann vorgestellt
GAST-Kommentar
„Koscher in Wien 1848-1918. Produktion und Konsum.“
www.injoest.ac.at
Anmerkungen zur Kulturhauptstadt 2024
      Christoph Lind ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für jüdische Geschichte Österreichs. Aktuelles Forschungsprojekt:
Dr. Christoph Lind
     Im Jahr 1986, vor nunmehr 33 Jahren, ist St. Pölten zum ersten Mal Hauptstadt geworden. Die Erwartungen damals wa- ren hoch und ich erinnere mich unter anderem daran, dass von einer Verdop- pelung der Einwohnerzahl innerhalb ei- ner relativ kurzen Zeit die Rede war. Die- se und andere Träume – es wäre wohl höchst lehrreich und wahrscheinlich auch amüsant, die Zeitungen aus jenen Jahren zu lesen – haben sich aber nicht erfüllt. Jetzt steht St. Pölten kurz davor, wieder Hauptstadt, europäische Kul- turhauptstadt, zu werden – ich bin hier optimistisch – und ein neuer Aufbruchs- geist weht schon jetzt, Jahre vor 2024, (fast) allerorten.
Seine „Bewegungsenergie“ ist (fast) über-
all spürbar, was auch daran zu merken ist, dass alte Strukturen auf dem Prüf- stand stehen und St. Pöltner Schwächen gnadenlos sichtbar werden. Umgekehrt steigt das Selbstbewusstsein in dieser uralten Stadt – es sei hier nur auf die so wichtigen Ausgrabungen am Domplatz verwiesen – was sich auch daran zeigt, dass ihre Bewohnerinnen und Bewohner es nicht mehr widerspruchslos hinneh- men, sie als „graue Maus“ denunzieren zu lassen. Sie ist zumindest eine „bunte Maus“, zwar kleiner als die beiden nächst- gelegenen Großstädte an der Westbahn- strecke, aber ihre Kraft ist spürbar.
Das merke ich auch im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit. Kolleginnen und Kollegen, die wir zum ersten Mal in St.
Pölten begrüßen dürfen, sind stets von der Schönheit der Stadt überrascht – und natürlich auch von der ehemaligen Synagoge an der Promenade, in der unser Institut seit 1988 seinen Sitz hat. Als eine der am besten erhaltenen (und schönsten) in ganz Mitteleuropa spielt sie in den Planungen für 2024 eine nicht unwesentliche Rolle. Es möge gelingen, dieses architektonische Zeugnis der ver- nichteten jüdischen Gemeinde der Stadt nachhaltig und dauerhaft zu öffnen – und dadurch auch für die Zukunft St. Pöltens zu erhalten.
PS.: Im Juni, August und September 2019 hat die Synagoge zusätzlich Frei- tag, Samstag und Sonntag von 14.00 bis 19.00 geöffnet!
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Foto: Hanna Partaj
Foto: Walter Zavadil
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